Startseite | Inhaltsverzeichnis

Ascherhübel und Hartheberg


Steinbruch Ascherhübel

Wie am Landberg hat auch am Ascherhübel basaltische Lava die Porphyr- und Sandsteindecke des Tharandter Waldes durchbrochen. Für Überraschung in der Fachwelt sorgten vor einigen Jahren Altersbestimmungen des Gesteins (anhand des Zerfallsgrades eines radioaktiven Kaliumisotops). Demnach ist der Ascherhübel weniger als 10 Millionen Jahre alt - und damit wesentlich jünger als die anderen Basaltkuppen des Ost-Erzgebirges, die bereits vor etwa 25 Millionen Jahren erstarrten. Wir finden hier am Nordrand des Tharandter Waldes also die - bislang - letzten Grüße, die im Verlaufe der Erdgeschichte aus dem Erdmantel (aus etwa 80 km Tiefe) an die Erdoberfläche geschickt wurden!

In dem alten Steinbruch (bis 1913 in Betrieb) ist auf 80 m Länge und durchschnittlich 16 m Höhe der Basalt aufgeschlossen. Die markante Ausbildung der überwiegend fünf- bis sechseckigen Säulen veranlasste die sächsischen Behörden bereits 1939 zur Unterschutzstellung als Naturdenkmal. Analog der Entstehung des Porphyrfächers entstanden auch die Basaltsäulen infolge der allmählichen Abkühlung des Magmas und der damit einhergehenden Volumenschrumpfung.

Auf dem Weg nach oben hatte die Schmelze auch Teile des Gneis-Grundgebirges sowie der Porphyr- und der (darüber lagernden) Sandsteindecke mit sich gerissen, die als Gesteinsbruchstücke nunmehr im Basalt zu finden sind.

Nicht nur unter Geologen erfreut sich der Ascherhübel großer Beliebtheit. Als nahegelegenes Ausflugsziel besuchen auch viele Gäste des Kurortes Hartha den Steinbruch mit dem kleinen "Hexenhäusel". Eine Informationstafel des "Geologischen Freilichtmuseums" erklärt laienverständlich die Entstehung des Ascherhübels.

Innerhalb des Flächennaturdenkmales wachsen noch einige alte Buchen und Eichen - Reste des natürlichen Waldes, der in der Umgebung fast vollständig von Nadelholzforsten verdrängt wurde (vor allem Fichten, auch Kiefern und Lärchen, stellenweise Douglasien). Wie am Landberg bleibt die Vegetation des Basaltbodens wegen des hohen Lößlehmanteils hinter den Erwartungen zurück. Neben den "bessere" Standorte anzeigenden Arten Bingelkraut, Goldnessel und Wald-Ziest kommen auch wärmeliebende Besonderheiten wie Sanikel und Kleiner Wiesenknopf vor.

Nur wenig westlich des Ascherhübels befindet sich ein weiterer, seit langem aufgelassener Steinbruch. Hier ist ein fossilienreicher Quader-Sandstein erschlossen. Bei den Fossilien handelt es sich um austernartige Muscheln, die die Herkunft des Gesteins aus Meeressedimenten belegen. Diese Ablagerungen sammelten sich vor 90 Millionen Jahren am Grunde des Kreidemeeres an, das damals die gesamte Gegend überflutet hatte.

Ebenfalls Quader-Sandstein (mit auflagerndem Pläner) steht in den ehemaligen Steinbrüchen am Hartheberg westlich von Hartha, direkt an der Straße, an. Diese sind allerdings stark verfallen und eignen sich heute kaum noch für genauere Beobachtungen.

Die bemerkenswerteste geologische Besonderheit des Gebietes jedoch sind die Kugelpechsteine, die zwischen Spechtshausen und Ascherhübel im Wald zu finden sind: Glasartige, schwarzglänzende Gesteinsbrocken ("Pechglanz"), in denen neben großen Felsspatkristallen eigenartige rote Kugeln eingeschlossen sind. Diese Kugeln können mikroskopisch klein sein, aber auch die Größe eines Menschenkopfes erreichen. Sie bestehen wahrscheinlich aus umgeschmolzenem Gesteinsglas. Seit der Ersterwähnung dieser seltsamen Objekte im Jahre 1769 rätseln die Geologen, wie diese Kugelpechsteine entstanden sein mögen - endgültig beantworten können die Experten diese Frage bis heute nicht. Doch soviel gilt als sicher: sie sind magmatischen Ursprungs und gehen auf die Zeit des Oberkarbon (vor ca. 290 Millionen Jahren) zurück, als aus Vulkanspalten saure Lava aufstieg. Im Gegensatz zu den Porphyrergüssen, die nach Ihrem Erkalten das Gebiet des Tharandter Waldes als Decken überlagerten, muss die Abkühlung beim Pechstein sehr schnell erfolgt sein. Die in der Schmelze noch frei beweglichen Moleküle hatten keine Zeit, sich zu einem Kristallverbund zusammen zu finden - sie erstarrten urplötzlich und verharren seitdem unsortiert in einer glasigen Masse. (Ähnliche Gesteinsgläser aus jüngeren Epochen der Erdgeschichte werden Obsidian genannt. Man findet sie als Vulkangesteine beispielsweise im Mittelmeergebiet und im Armenischen Hochland. In Amerika bildeten sie einen wichtigen Werkstoff der Indianer). In Mitteleuropa jedoch sind solche vulkanischen Gläser recht selten. In unserer Nähe findet man sie noch im Triebischtal bei Garsebach (Meißen), bei Braunsdorf und bei Mohorn.

Das Vorkommen der Spechtshausener Kugelpechsteine erstreckt sich über eine Fläche von nur 200 Metern Durchmesser und steht seit 1939 unter Naturschutz. Selbst wenn die Steine noch so reizvolle Souvenirs für den Vorgarten sein mögen - sie müssen an Ort und Stelle belassen werden.


Kugelpechstein

Die Wälder der nicht von Lößlehm überdeckten Sandsteinschichten, aber auch die des Kugelpechstein-Gebietes, fallen durch eine ausgesprochen anspruchslose, heidelbeerreiche Bodenvegetation auf, die neben Drahtschmiele an hageren Stellen reichlich Wiesenwachtelweizen und sogar Heidekraut enthält. Meist stocken hier Kiefern-, teils auch Fichtenforsten. Naturnahe Buchenbestände finden sich indes auf dem Hartheberg über Sandstein und Kugelpechstein. Die Buche ist hier aufgrund von Nährstoffmangel so wuchsschwach, dass sie der lichtbedürftigen Kiefer etwas Raum lässt. Auf entkalktem, meist zu Nässe neigendem Lößlehm dominieren Fichtenforsten, deren Unterwuchs von Drahtschmiele und Wolligem Reitgras gebildet wird. Ein sehr schöner naturnaher Buchen-Eichen-Mischbestand blieb bis heute am ehemaligen Forstamt in Spechtshausen erhalten - unmittelbar an der Waldkante. Am Boden dominiert flächendeckend die nässeertragende Zittergras-Segge. So in etwa könnten die ärmeren, lößlehmgepägten und heute fast ausschließlich ackerbaulich genutzten Bereiche des Hügellandes ursprünglich ausgesehen haben.

Südwestlich von Spechtshausen, am F-Flügel/Langer Weg, ist eine artenreiche Waldwiese erhalten geblieben und 1978 als Flächennaturdenkmal "Dreckwiese mit Weiher" unter Schutz gestellt worden. Quellige und moorartige Bereiche der Feuchtwiese warten mit einem bemerkenswerten Artenreichtum auf - rund 90 verschiedene Pflanzen wachsen hier. Neben Arten "normaler" Wiesen des unteren Berglandes (z.B. Glatthafer, Frauenmantel, Wiesen-Glockenblume, Wiesen-Flockenblume, Wiesen-Pippau) gedeihen hier Sumpfwiesenpflanzen (Sumpf-Schafgarbe, Gemeiner Gilbweiderich, Sumpf-Hornklee, Sumpf-Vergissmeinnicht, Flammender Hahnenfuß, Gelbe Schwertlilie, verschiedene Seggen und Binsen) sowie Magerkeitszeiger (Rundblättrige Glockenblume, Ruchgras, Blutwurz-Fingerkraut). Zu letzterer Kategorie gehört auch das Zittergras, das im Mai/Juni hier besonders reichlich blüht. Dekorativ wirken ebenfalls Kanadische Goldrute und Roter Fingerhut, aber als Verbrachungszeiger machen sie deutlich, dass eine einmalige Mahd, zumal meistens erst spät im Jahr, nicht ausreicht, um den typischen Wiesencharakter zu erhalten. Das in der Wiese eingebettete Kleingewässer wird von Grasfröschen und Erdkröten massenhaft als Laichplatz angenommen.


Dreckwiese

Der Mulde talwärts folgend, fallen in den umgebenden Fichtenbeständen zunehmend Nässezeiger auf, unter denen die kleinen "Wäldchen" des Wald-Schachtelhalmes im Sonneschein sehr attraktiv und auch etwas verwunschen wirken. Vielleicht kommt daher der Name "Märchenwald". Ähnliche Waldbilder treten im Tharandter Wald häufig auf, so z.B. entlang des Harthaer Flügels. Hier steht zwischen den Fichten teils sogar die Erle. Forstlich sind diese Bereiche und deren Böden allerdings alles andere als beliebt, zeigt doch die Fichte wenig Neigung, stabil und gerade zu stehen.

Noch Mitte des 16. Jahrhunderts wohnten an der "Harthe" (= alter Begriff für Wald) nur wenige Menschen. Es waren Zeidler, die im Tharandter Wald von halbwilden Bienenvölkern Honig und Wachs gewannen. Später siedelten sich auch Waldarbeiter an. Ab Ende des 19. Jahrhunderts kamen immer mehr Sommergäste auf den Berg nach Hartha, anstatt in die historische Bäderstadt Tharandt, deren Luftqualität allzu oft zu wünschen ließ (nicht zuletzt wegen des regen Verkehrs der Dampfeisenbahnen). 1933 erhielt Hartha den Kurortstatus, vor allem wegen des angenehmen Klimas ("kräftige, durchsonnte, ozon- und terpentinreiche Luft"). Der Waldbestand auf dem Hartheberg wurde zum Kurpark umgestaltet.

Zwei interessante Baum-Naturdenkmale lohnen hier den Besuch. Zum einen gilt dies für die "Drei Süntelbuchen an der Schneise 6 westlich Hartha". Sehr eigenartig mutet diese besondere, ziemlich seltene Wuchsform der Rot-Buche an. Die Äste sind vielfach gewunden und verschlungen und bilden bis dicht über den Boden reichende Kuppeln. Die Harthaer Exemplare wurden vor etwa 150 Jahren gepflanzt. Von ursprünglich vier Buchen sind noch drei vorhanden, eines als liegendes Totholz, die übrigen zwei zum Teil morsch, aber noch recht vital.


Süntelbuchen in Hartha

Das noch wertvollere, aber bislang weniger beachtete Naturdenkmal ist die "Kiefer am Eingang des Harthaer Flügels", die mit 360 Jahren schon so viel erlebt hat wie nur wenige andere (Nadel-)Bäume im Ost-Erzgebirge. 1648 soll sie gepflanzt worden sein - da war gerade mal der 30-jährige Krieg zu Ende gegangen. Die mit ihr aufgewachsenen Kiefern wurden zur Wertholzgewinnung genutzt, sie indes sollte Samen für neue Bäume liefern. Heute ist sie nicht nur die älteste, sondern mit drei Metern Stammumfang und 17 Metern Kronendurchmesser auch die stattlichste Kiefer des Tharandter Waldes. Wegen ihres langen, kerzengeraden Stammes erscheint sie auch viel höher als die gemessenen 27 m.