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Sadisdorfer Pinge


Sadisdorfer Binge

Im Raum Sadisdorf, Schmiedeberg und im Einzugsgebiet des Pöbelbaches konzentrieren sich Erzlagerstätten, die zwar bei weitem keine so große Bedeutung erlangten wie etwa die bekannten Fundorten um Freiberg, Graupen/Krupka oder Altenberg, aber die dennoch ihre Spuren in Form von vielen Bergbauzeugnissen hinterlassen haben. Bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wird Zinnbergbau im Raum Sadisdorf urkundlich belegt. Zunächst wurden die Zinnseifen in den Ablagerungen von Saubach und Pöbel genutzt, bevor der Abbau im anstehenden Gestein begann.

Der Ursprung der Vererzungen liegt im Bereich der Sadisdorfer Pinge. Hier hat in den Jahrmillionen nach der Variszischen Gebirgsbildung die Abtragung den vererzten Kuppelbereich eines Granitstockes freigelegt, ähnlich wie am Altenberger Zwitterstock. Aus dem Greisenkörper (der durch Vererzung umgewandelten Granitkuppel) wurden vor allem Zinn und Kupfer gewonnen.

Und ebenso ähnlich wie die Altenberger Pinge ist auch die Sadisdorfer Binge entstanden: Bergleute haben untertage durch heiße Feuer das Gestein gelockert. Die dabei entstehenden Brandweitungen wurden immer größer, bis schließlich die darüber lagernde Felslast zu groß wurde. An der Sadisdorfer Binge erfolgte der erste große "Tagesbruch" 1684, weitere folgten. Heute hat der Einsturztrichter eine Größe von etwa 60 mal 100 Metern und eine maximale Tiefe von 30 Metern. Eigentlich ist sie durch einen Zaun abgesperrt, wurde aber bis in die jüngste Vergangenheit als Ort illegaler Müllentsorgung missbraucht (wie leider sehr viele "Berglöcher" im Ost-Erzgebirge!).


Wo sich einstmals Bergleute durch den Berg zwängten ...

Das größte Problem bestand auch bei der Sadisdorfer Kupfergrube in der Bewältigung des eindringenden Wassers. Eine von Pferden angetriebene Wasserkunst (Pumpvorrichtung) reichte dazu nicht aus. So schuf man zusätzlich ein Meisterwerk historischen Montan-Handwerks: ein 260 Meter langes "Feldgestänge". Das vom Lerchenhübel zum Saubach fließende Bächlein trieb ein Wasserrad an. Dessen Drehungen wurden in eine "Vor-Zurück"-Bewegung umgewandelt, über ein genau austariertes Holzgestänge bis an den oberen Grubenrand weitergeleitet und dort in das "Auf-und-Ab" der Pumpanlage umgelenkt. Weil das Bächlein jedoch nur selten genügend Wasser führte, um dieser Anlage genügend Energie zu übertragen, waren mehrere Teiche als Wasserspeicher erforderlich.

Ungeachtet aller technischen Anstrengungen mussten die Bergleute seit dem 18. Jahrhundert immer wieder für längere Zeit vor den auftretenden Schwierigkeiten kapitulieren. Erst der Durchbruch des "Tiefen Kupfergrübner Stollns" 1832 löste das Wasserproblem in der Grube (nach einem ersten, abgebrochenen Versuch reichlich hundert Jahre zuvor). An der Straße im Saubachtal ist das Mundloch dieses Stollns (mitsamt eines kleinen Bergbaugebäudes aus dem Jahre 1940) zu sehen, allerdings innerhalb eines nun eingezäunten Privatgrundstücks.

Doch auch im 19. Jahrhundert ruhte der Bergbau über längere Zeiträume, bis in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bislang unbeachtete Rohstoffe wie Wolfram und Molybdän interessant wurden. 1954 erfolgte die (bislang?) endgültige Betriebsaufgabe.

1879 entdeckte der schwedische Chemiker Lars Frederik Nielsen in Sadisdorfer Erzen ein neues Element, dem er den Namen Scandium gab. Acht Jahre zuvor hatte der Russe Dimitri Iwanowitsch Mendelejew - einer der beiden zeitgleichen Erfinder des "Periodensystems der Elemente" - mehrere bis dahin noch unbekannte Elemente, u.a. "Ekabor", theoretisch vorhergesagt. Nielsens Landsmann Per Teodor Cleve war es vorbehalten nachzuweisen, dass es sich bei Scandium um dieses Ekabor handelte. 1886 entdeckte übrigens Clemens Winkler, Chemiker an der Bergakademie, in den Freiberger Silbererzen ein weiteres Element aus Mendelejews Vorhersageliste und nannte es Germanium.


Schwarze Teiche in einem Nebentälchen des Saubachtales

Die ehemals waldfreie Bergbaulandschaft zwischen Lerchenhübel und Saubach ist nun seit längerem mit Fichten- und Lärchenbeständen aufgeforstet. In den feuchten Senken wurden auch Grau-Erlen, die eigentlich in den Alpen und Karpaten heimisch sind, gepflanzt. Darin verborgen liegen die Schwarzen Teiche - Überreste jener erwähnten Wasserspeicher des früheren Feldgestänges. Die Gewässer werden von Erdkröten, Grasfröschen, Bergmolchen und Teichmolchen zum Laichen genutzt. Oberhalb der teilweise verlandenden Schwarzen Teiche befindet sich - vermutlich ebenfalls anstelle eines ehemaligen Teiches - eine artenreiche Nasswiese mit Pflanzenarten der Kleinseggenrasen (neben verschiedenen Seggen u.a. Sumpf-Veilchen und Teich-Schachtelhalm) sowie Feuchtwiesen und Hochstaudenfluren (Sumpf-Hornklee, Sumpf-Vergissmeinnicht, Kriechender Günsel, Großer Baldrian, Rauhaariger Kälberkropf und viele andere). Auch Breitblättrige Kuckucksblumen gedeihen hier.


Der Hirschturm (ca. 500 Meter nordöstlich der Schwarzen Teiche am Waldrand) wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Aussichtspunkt und Jagdansitz der Naundorfer Rittergutsbesitzer errichtet.