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Spülkippe Bielatal


Bielatalhalde 1991 (vor der Abdeckung)

Nördlich des Geisingberges befindet sich eine der größten Absetzhalden für Bergbauschlämme . Nach der Abdeckung des größten Teiles der Kippe Anfang der 90er Jahre hat eine interessante Gehölzsukzession auf den vorherigen Rohböden eingesetzt. bis 5 m hohe Birken und Salweiden bedecken inzwischen die Flächen, unter ihnen stellen sich Fichten und, noch in geringem Umfang, Buchen ein. Vom über 80 m hohen Damm der Spülkippe bietet sich ein eindrucksvoller Blick hinab ins Bielatal und ins nordöstliche Umland. Der Steinbruch an der Kesselshöhe, der ursprünglich für die Gewinnung des Materiales des Schüttdammes, angelegt wurde, wird heute kommerziell betrieben und frisst sich immer weiter in die Kesselshöhe hinein. vor allem bei Sonnenuntergang bieten die rot leuchtenden Granitwände eindrucksvolle Stimmungsbilder.

Auf der Nordwest-Seite der Spülkippe befinden sich die naturnahen Buchenbestände des Naturschutzgebietes "Weicholdswald".

Am Westrand der Halde führt ein Weg entlang ("Jägersteig"), von dem aus man den flachen Restsee überblicken kann. Vor allem während des Herbstzuges gibt es hier verschiedene Wasservögel zu beobachten. Doch das Betreten der Schlammflächen kann lebensgefährlich sein - die entsprechenden Schilder müssen unbedingt beachtet werde.

Auch am südlichen Ende begrenzt ein Damm die Spülkippe. Wenn im Frühling die Sonne die aufgeschütteten Porphyrblöcke erwärmt, halten sich hier Kreuzottern auf.

Die Spülhalden um Altenberg

Was bis 1990 aus dem Zwitterstock Altenberg hervorgebracht wurde, enthielt lediglich 0,2 bis 0,3 % Zinnerz - der Rest war "taubes Gestein" und musste irgendwie "entsorgt" werden. Über Jahrhunderte wurde das rote Gesteinsmehl einfach dem Bach übergeben, der daraufhin den Namen "Rotes Wasser" bekam. Doch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzten sich zunehmend die prosperierenden Pappenfabriken des Müglitztales gegen diese enorme Gewässerverschmutzung zur Wehr - und bekamen vor Gericht Recht. Das Altenberger (und damals auch noch das Zinnwalder) Bergbauunternehmen mussten Haldenkapazitäten schaffen. Ab 1936 deponierte man das Gesteinsmehl terassenförmig am Hang der Scharspitze. Doch diese "Schwarzwasserhalde" bot nicht genügend Platz, und auch deren Stabilität konnte nicht recht gesichert werden. Ab 1950 bekam dann das Tal des Tiefenbaches (zwischen Altenberg und Geising) einen Damm, hinter dem das Gesteinsmehl eingespült wurde und sich absetzten sollte (sogenannte "Absetzhalde" oder "Spülkippe"). Doch auch hier stellten sich Kapazitätsmangel und ungenügende Stabilität ein. Im Oktober 1966 gab das Gewölbe nach, in dem der Tiefenbach unter dem Damm hindurchgeführt wurde. 200.000 Kubikmeter roter Schlamm ergossen sich über Geising.

Zur gleichen Zeit aber stand bereits fest, dass der Zinnerzabbau in Altenberg noch bedeutend ausgeweitet werden sollte. Deshalb wurde Ende der 60er Jahre mit der Anlage einer weiteren Spülkippe im Tal der Kleinen Biela, nördlich des Geisingberges, begonnen. Bis 1990 wuchs der Damm zwischen Weicholdswald und Kesselshöhe auf über 80 m empor. Dahinter begruben ??? Kubikmeter Gesteinsmehl ein vorher herrlich Gebirgstal.

Um das Zinnerz vom übrigen Gestein zu trennen, muß dieses zu ganz feinen Bruchstücken zermahlen werden. Anders als normaler Sand sind diese kleinen Bruchstücke jedoch extrem scharfkantig, vergleichbar winzigen Glassplittern. Gelangt solches Gesteinsmehl in die Lungenbläschen, führt dies zu Silikose - einer seit jeher gefürchteten Bergmannskrankheit. Aus diesem Grunde musste das Material immer feucht gehalten und als Schlamm auf die Spülkippe aufgebracht werden. Dies erfolgte durch einen Stolln, dessen Mundloch heute noch in der Nähe des Bergbaumuseums vorhanden ist. Auf der anderen Seite, vom Mondloch nordwestlich des Lerchenhübels, führte ein Graben weiter in Richtung Kesselshöhe, von wo aus sich der rote Schlamm kaskadenartig in die Spülhalde ergoß. Der Farbe entsprechend wurde die Bielatal-Spülkippe auch als "Rotes Meer" bezeichnet.

In trockenen Sommern reichte das Wasser jedoch nicht, die gesamte Haldenoberfläche feucht zu halten. So passierte es immer wieder, dass rote Staubwolken ausgeblasen wurden. (Über die damit zusammenhängenden Gesundheitsrisiken gab es kaum Informationen.) Um dies künftig zu verhindern, erfolgte nach 1990 die Abdeckung des größten teils der Haldenoberfläche mit Erdaushub und Bauschutt. Verblieben ist nur ein flacher "Restsee", der sich inzwischen zu einem wertvollen Biotopkomplex mit Brutmöglichkeiten für Flußregenpfeiffer und andere Vogelarten entwickelt hat.

Achtung: Das Betreten der verbliebenen Schlammflächen kann lebensgefährlich sein!