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Schweinitztal (Svídnický potok/Svídinice)


Am Grenzbach Schweinitz haben sich einige sehr naturnahe Abschnitte entwickelt.

Aber mancherorts ist auch das Gegenteil der Fall (Deutschkatherinenberg).

Die Schweinitz entspringt in den "Einsiedler Wäldern" beiderseits der Grenze in einer Höhe von fast 800 m üNN und mündet nach 17,6 km langem Lauf in 475 Höhe zwischen Hirschberg und Oberneuschönberg in die Flöha. Das Gefälle beträgt damit etwa 325 m (meist zwischen 2 und 1,5 %), die Abflussspende durchschnittlich einen Kubikmeter pro Sekunde. Das Einzugsgebiet der Schweinitz umfasst 63,4 km² und befindet sich fast zu gleichen Teilen in Sachsen und in Tschechien.

Bis etwa Brüderwiese bildet die Schweinitz ein flaches Muldental, dann wird daraus ein tief eingeschnittenes Kerbsohlental mit Überresten hangparalleler eiszeitlicher Terrassen (in Höhen von 140 bis 135 m sowie 75 bis 65 m über Talsohle). Unterhalb von Niederlochmühle werden linksseitig die Talhänge in Richtung auf Brandov/Brandau flacher. Bezieht man die nur wenige Kilometer entfernten, in der CR bis über 900m /NN ansteigenden Höhen in die Betrachtung ein, so wird die für erzgebirgische Verhältnisse starke Reliefenergie deutlich (Schweinitz bei Deutschkathaerinenberg: 565 m). Die rasche Einschneidung der Schweinitz ist durch die Tiefenlage des Vorfluters "Flöha" bedingt.

Verständlich, dass die Nutzung der Wasserkraftreserven durch Mühlen in der Vergangenheit eine große Rolle gespielt hat. So waren in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts an der Schweinitz und ihren (kurzen) Nebenflüssen über 25 Mühlen in Betrieb (davon ca.15 auf der böhmischen Seite), und zwar als Mahl- und Ölmühlen sowie Brettsägen. Mitunter erfolgte die Kraftübertragung mittels Transmissionen sogar über die Grenze an der Schweinitz hinweg! Die Mühlengebäude wurden inzwischen längst (meist für Wohnzwecke) umfunktioniert, die auf der tschechischen Seite verfielen in den Nachkriegsjahren bzw. wurden abgebrochen. Als letzte Zeugen des Mühlengewerbes existieren noch manche der Kunst- bzw. Mühlgräben.


Schwarzer Teich bei Brüderwiese

Abgesehen von den Erzwäschen und Pochwerken waren auch Hammerwerke im Schweinitztal vorhanden, z.B. in Deutsch-Einsiedel (Hammerwerk, später Sensenhammer, sogar ein Hochofen). In Brüderwiese (Exulantensiedlung von 1666) wurde neben mehreren Wassermühlen nach 1707 ein Eisenhammer errichtet. Dazu gehört das stilvolle Hammerherrenhaus von 1713 mit Umgebinde (Denkmalschutz!). In der Nähe befindet sich heute ein großes Sägewerk.

In Brüderwiese soll bereits im 13. Jahrhundert ein Nebenkloster (Eremus) von Ossegg / Osek bestanden haben. Davon erhielten verschiedene Lokalitäten ihre Namen: Brüderweg (von Seiffen), Brüderheide, Bratrská (Brüderberg, auf böhmischer Seite).

Von 1927 bis 1966 (bzw. bis ´69 Güterverkehr) verkehrte die Schweinitztalbahn von Olbernhau-Grünthal nach Deutschneudorf. Eine geplante Verlängerung der Strecke (oder sogar Untertunnelung des Gebirgskammes) scheiterte immer wieder aus ökonomischen bzw. politischen Gründen.


Die einstigen Stützwände der Schweinitztalbahn sind heute noch wertvolle Trockenmauerbiotope.

Am Mittellauf der Schweinitz erhebt sich ein auffälliger, nach drei Seiten steil abfallender Bergrücken (morphologisch ein "Riedel") mit zwei Erhebungen (728 bzw. 723 m). Die Erosion der Schweinitz und eines Nebenbaches (Katerinský potok/Zobelbach) haben diesen Sporn herausmodelliert, der sich im Nordwesten 145 m über das Flusstal erhebt. Ursache dieser ungewöhnlichen Erscheinung sind zwei Verwerfungslinien im Untergrund des Flöha- bzw. Schweinitztales, zwischen denen hier eine Erdkrustenscholle gewissermaßen "eingeklemmt" wurde und später herausgewittert ist. Frühere deutsche Namen waren: Stadtberg, Kahlenberg, Hallenberg, Wachhübelberg. Auf dem Bergrücken entstand im 16. Jahrhundert die Bergstadt St. Katharinaberg/Hora Svaté Kateriný mit dem Ortsteil "Grund" entlang des Zobelbachs.