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Pramenáč/Bornhau (909 m üNN)


Winter auf dem Bornhau

Als breiter Rücken beherrscht der zweithöchste Berg des Ost-Erzgebirges (nach Loucná/Wieselstein) das Bild, wenn man von Teplice/Teplitz zum Erzgebirgskamm hinauf schaut. Im Bereich der so genannten Altenberger Scholle drang im Oberkarbon saures Magma auf und erstarrte zu verwitterungsbeständigem Quarzporphyr (Rhyolith). Dieser Quarzporphyrrücken bildet heute einen Nebenkamm des Erzgebirges, der sich vom Bornhauberg nach Norden, über den Kahleberg und die Oberbärenburger Tellkoppe bis zum Kohlberg bei Oberfrauendorf, zieht.


Quarzporphyrfelsen am PPramenáč/Bornhauberg

Am Südhang des Bornhauberges tritt an mehreren Stellen das rötliche Porphyrgestein als Felsklippen (bis zehn Meter hoch) zutage. Auf den Wänden des untersten Blockes, direkt am Wanderweg, sind insgesamt sechs "Sonnen" zu erkennen. Die größte "Sonne" hat einen Durchmesser von 90 Zentimetern. Diese Gebilde zeugen von der vulkanischen Entstehungsgeschichte des Gesteins.


"Steinerne Sonnen" am Pramenáč/Bornhauberg

Auf der Hochebene des Bornhauberges sind noch kleinere Moore erhalten. Am südöstlichen Hang befinden sich Blockhalden.


Meisersfels/Na skále

Zu den Porphyr-Felsklippen zählt auch der 1,5 km nördlich gelegene Na skále/Meiersberg (882 m üNN), an der Straße zwischen Cínovec/Böhmisch-Zinnwald und Nové Mesto/Neustadt. Sowohl von diesem Felsen als auch vom Bornhauberg bieten sich - wegen der verschwundenen Fichtenforsten - heute weite Aussichten über das Hochplateau des Erzgebirgskammes. Eindrucksvoll ist der Blick vor allem dann, wenn der so genannte "Böhmische Nebel" aus dem Nordböhmischen Becken herauf- und dann über den Niklasberger Pass weiter nach Norden zieht. Bei windstillen Hochdruck-Wetterlagen hingegen kann man morgens oft beobachten, wie sich in der Rehefelder Weißeritz-Talweitung die kalte Luft staut und dort eine dichte Nebelbank ausbildet, während auf dem Kamm die Sonne aufgeht. Nicht selten bieten sich dabei auch hervorragende Fernsichten. (Eine umfassende Darstellung der Aussicht findet man unter www.erzgebirgs-kammweg.de/html/panoramatafel.html).

Westlich des Pramenáč befindet sich das "Niklasberger Kreuz". Die Bezeichnung bezieht sich sowohl auf die sechs Wege, die sich hier kreuzen, als auch auf das Holzkreuz (Cervený križ/Rotes Kreuz) am Wiesenhang. Durch die großen Masten der Skilifte fällt dieses heute aber kaum noch auf. Der steile Abfahrtshang ist im Winter sehr beliebt. Dann herrscht auch Hochbetrieb in der Vitiška-/Wittichbaude, ansonsten eine von insgesamt 16 Stationen des Naturlern-Spieles "Ulli Uhu entdeckt das Ost-Erzgebirge", mit dem die Umweltvereine Grüne Liga und Št'ovik Kinder für die Natur ihrer Heimat begeistern wollen. Vom Niklasberger Kreuz bietet sich wieder eine sehr schöne Aussicht. Gegenüber des Hüttengrundes/Tal des Bourlivec ragt massig die Kuppe des Bournák/Stürmer (869 m) auf. Ebenso schöne Ausblicke ergeben sich vom Hang des nahegelegenen Klínovcík/Kleiner Keilberg (836 m üNN). Der Wanderweg führt durch einen typischen Heidelbeer-Buchenwald.

Unweit von hier durchquert die Moldauer Bergbahn den Erzgebirgskamm mit einem Tunnel. Direkt oberhalb der Tunneleinfahrt befindet sich eine Raststelle am Wanderweg mit schönem Talblick.

Erzgebirgs-Bahn Most/Brüx - Moldava/Moldau


Der steile Hüttengrund von Niklasberg ist kein einfaches Terrain für eine Eisenbahnstrecke.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war das Nordböhmische Becken bereits eine Industrielandschaft mit überregional bedeutender Braunkohlenförderung. Die Transporte erfolgten damals auf der Aussig-Teplitzer Bahn. Es erwies sich als erforderlich, darüber hinaus eine Bahnverbindung von Most/Brüx und Duchcov/Dux nach Prag zu bauen. Auch eine Strecke nach Sachsen war notwendig, denn dort - vor allem im Freiberger Raum - gab es eine große Nachfrage nach Kohle als Energiequelle. Die 1871 gegründete "K.u K. privilegierte Gesellschaft Prag-Dux Bahn" begann mit dem Bau. Doch die Finanzierung des technisch anspruchsvollen Vorhabens bereitete große Schwierigkeiten. Um den großen Höhenunterschied zu überwinden, mussten viele Felsblöcke weggesprengt, lange und hohe Bahndämme aufgeschüttet, mehrere Brücken und Viadukte gebaut und zwei Tunnel gegraben werden.

1884 fuhr der erste Zug im Moldauer Bahnhof ein, ein Jahr später erfolgte der Anschluss an das sächsische Bahnnetz. Der Güterverkehr auf der Strecke erreichte heute unvorstellbare Ausmaße. Angeblich sollen um 1900 die Kohlezüge im Viertelstundentakt gefahren sein!

Vor dem zweiten Weltkrieg arbeitete in Moldava der später bekannte tschechische Schriftsteller Adolf Branald als Fahrdienstleiter - sein Wirken in der Bergstation wurde später im Roman "Der Walzer aus Lohengrin" beschrieben.

Die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges brachten der Bahnstrecke große Schäden. Noch schlimmer aber: Der grenzüberschreitende Betrieb wurde unterbrochen und danach nicht mehr aufgenommen. Die Freiberger Muldentalbahn endet heute in Holzhau - 7 km von Moldava entfernt.

Die Bedeutung der Moldauer Bahn fiel damit auf den Rang einer kleinen Nebenstrecke. In den 1950er Jahren diente sie als Nachschubstrecke für den Bau der Fláje-Talsperre. In den 60er Jahren änderte sich die Situation etwas. Das Erzgebirge wurde als touristisches Ziel entdeckt, und die Bergbahn bot eine günstige Verbindung.

Schlechte Zeiten zogen in den 1990er Jahren herauf. Als immer mehr Leute Autos als Transportmittel bevorzugten, lohnte sich der Betrieb der Bahn nicht mehr. Im Jahre 1996 war der technische Zustand so schlecht, das der Betrieb unterbrochen werden musste. Die Tschechische Bahngesellschaft CD wollte die Strecke eigentlich nicht wieder in Betrieb setzen, aber es setzte eine mächtige Widerstandwelle ein - die Bürger, aber auch Beamte und Politiker taten sich zusammen. Nach Petitionen, langen Besprechungen und tausenden Stunden freiwilliger Arbeit von hunderten Enthusiasten wurde die Strecke wieder repariert und in Betrieb gesetzt.

Große Hoffnungen setzen die tschechischen Eisenbahnfreunde auf eine Wiederverbindung mit der Freiberger Eisenbahnstrecke. Die Resonanz auf deutscher Seite ist jedoch bisher eher verhalten, zu groß erscheinen den Verantwortlichen die Kosten und wirtschaftlichen Risiken, zu wenig wird die verbindende Funktion zu den Nachbarn gewichtet.


Seit 1998 ist die Bahnstrecke als Kulturdenkmal ausgewiesen. Eine Zugreise von Hrob/Klostergrab über Dubí/Eichwald nach Moldava/Moldau gehört zu den eindruckvollsten Erlebnissen, die das tschechische Ost-Erzgebirge bietet.

Der vom Tunnel durchquerte Erzgebirgskamm bildet an dieser Stelle einen recht steilen Grat und die Wasserscheide Bourlivec/Grundbach und Divoká Bystrice/Wilder Weißeritz. Auf dem Grat wächst ein typischer Heidelbeer-Buchenwald, wo magerer Boden, raues Klima und rasch ablaufendes Niederschlagswasser den Rot-Buchen einen recht krüppeligen Wuchs beschert haben.

Am Bahnhof Nové Mesto befindet sich ein Langlauf-Areal, wo im Winter desöfteren Wettkämpfe stattfinden. Im Frühling zeigt die Weißeritzaue ein kleines Durchströmungsmoor mit sehr viel Schmalblättrigem Wollgras.